Autoren Forum Kurzgeschichten Kinder Lyrik Links-Webringe Linkliste

Die weiße Blume

In Vaters Garten heimlich steht
Ein Blümchen traurig und bleich;
Der Winter zieht fort, der Frühling weht,
Bleich Blümchen bleibt immer so bleich.
Die bleiche Blume schaut
Wie eine kranke Braut.

Zu mir bleich Blümchen leise spricht:
Lieb Brüderchen, pflücke mich!
Zu Blümchen sprech ich: Das tu ich nicht,
Ich pflücke nimmermehr dich;
Ich such mit Müh und Not
Die Blume purpurrot.

Bleich Blümchen spricht: Such hin, such her,
Bis an deinen kühlen Tod,
Du suchst umsonst, findest nimmermehr
Die Blume purpurrot;
Mich aber pflücken tu,
Ich bin so krank wie du.

So lispelt bleich Blümchen, und bittet sehr -
Da zag ich, und pflück ich es schnell.
Und plözlich blutet mein Herze nicht mehr,
Mein inneres Auge wird hell.
In meine wunde Brust
Kommt stille Engellust.


Heinrich Heine

 

Werbung

Heinrich Heine

1797 - 1856


Weitere Gedichte:

Alte Rose


Der alte Mut


Erinnerung


Ich weiss nicht was soll es bedeuten


Traum und Leben


Die weisse Blume